Durch Dovrefjell und Trollheimen – Part 2

Trekkingtour - Norwegen,Dovrefjell und Trollheimen Teil 2

Das Dovrefjell habe ich gestern verlassen und diese Nacht schon in Trollheimen verbracht. Das Gelände wird anspruchvoller, die weiten Ebenen gibt es hier nicht mehr. Rauf aufs Plateau, drüber und hinten wieder runter. Die Ausblicke werden weiter, ich selbst schrumpfe ein wenig.

Tag 5 – Hello Trollheimen:

Das Schöne an „Eriksvollen“ ist, es liegt zwischen Bäumen und die Sonne kann mich nicht aus dem Zelt treiben, das Schlechte ist, die Schafe – mit Glocken! Also wird es wohl nichts mit dem Ausschlafen. Auch wenn ich mich nicht erschlagen fühle, gegen etwas mehr Schlaf hätte ich diesen Morgen nichts gehabt. Durch das Blätterdach dringt bereits die Sonne und es scheint wieder ein sonniger Tag zu werden. Trollheimen ist vielleicht kein ideales Gebiet für Trekking, das muss ich ganz klar sagen. Eigentlich bewegt man sich meistens rauf aufs Plateau, dann hinüber, wieder runter und ist an der nächsten Hütte. So wird es nun einige Tage gehen. Da ich etwas weniger geschlafen habe, vertrödele ich diesen Morgen mit anderen Dingen.

In zwei Tagen bin ich 67 Kilometer gelaufen, plus Höhenmeter. Ich esse einfach mal einen Teil der Reservemüslipackung. Dann geht es weiter. In gewohnter Kleiderkombination, bestehend aus Lundhags – Makke Pants und Aclima Woolnet Longsleeve + Devold Breeze Longsleeve. Ich beschreibe dies aus folgendem Grund: Noch nie zuvor bin ich eine Tour ohne Softshelljacke gelaufen. NIE. Ich liebe Jacken, habe viel zu viele und könnte mit Sicherheit einige verkaufen, kaum benutzt.

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Insbesondere Softshells haben mir es sehr angetan. Im Norden bilden sie genau die richtige Mischung aus Windbreaker und leichter Regenjacke. Wenn es fisselt, trocknet es auf der Jacke fast so schnell, wie es fällt. Ansonsten schützt sie vor Auskühlung, hält damit den fiesen Wind ab, Windchill lässt grüßen. Nun zum Aclima Woolnet. Es ist ein netzartiges Langarmshirt aus Merinowolle. Die Vorteile von Merino erspare ich mir hier mal. Durch seine großporige Netzstruktur funktioniert es noch besser in beide Richtungen. Wärme kann entsprechend schnell abgegeben, aber auch gehalten werden. In Skandinavien sieht man Leute damit immer wieder. Da man recht viel Haut sehen kann, sieht es erst mal seltsam aus. Da es im Oktober auch mal schon kühler sein kann, trage ich darüber ein dünnes Merino-Langarmshirt von Devold. Diese Kombination habe ich jeden Tag an.

An diesem Tag auch mal nur das Woolnet, leider, denn ich steige an diesem Tag den Hang in praller Sonne hinauf. Am höchsten Punkt angelangt, suche ich mir einen Fluss und pausiere. Nun gibt es auch mal zum Mittag eine Abendmahlzeit. Mein Körper gibt jedenfalls Signale, dass er sich das wünscht. Ich schaffe es in der Regel nie, die benötigten Kalorien am Tag in mich reinzuschaufeln. Dabei habe ich bei jeder meiner Gruppen den Ruf, dass ich eigentlich nichts mache, außer zu essen. So falsch ist das auch gar nicht. Mein Grundumsatz liegt in meinem Alltag bei etwa 2.850 kcal/Tag. Bei normalen Trekkingtouren mit Gruppen kommt in etwa dieselbe Menge nochmals oben drauf. Wenn ich aber allein unterwegs bin, laufe ich viel weiter und schneller. Demnächst werde ich wohl einen Liter Olivenöl mit mir schleppen, ein ordentlicher Schluck aus der Pulle, Fett pur, geil!

Olivenöl gilt als das mit Abstand fettreichste Öl, auf 100 ml kommen weiter über 750 kcal, leider verträgt der Körper nicht zu viel auf einmal. Es eignet sich aber sehr gut zum Anreichern sämtlicher Speisen.

Während ich also mein Mittagessen zur mir nehme, kommt ein Typ vorbei, der sechs Schafe eingesammelt hat und nun hinabtreiben wird. Zum Abschluss gibt es noch einen dicken Löffel Peanut Butter und ich bin wieder unterwegs. Mein Ziel heute ist übrigens „Innerdalshytta“, gleich im nächsten Tal gelegen. Nur noch übers Plateau und runter, fast fertig. Der Abstieg zieht sich allerdings ziemlich lang hin und ich muss in einer großen Kurve um den besagten See gehen. In dem kleinen Ort angekommen, wird schnell klar, dass sich hier nur eine private Hütte befindet, die von einer älteren Dame und ihrem Sohn betrieben wird und die sogar offene DNT-Hütte.

Ich finde nirgends einen geeigneten Zeltplatz. Entweder es ist Privatgelände oder abschüssig. Da sich hier noch zu viele Leute herumtreiben, möchte ich nicht zu nah an den Hütten liegen und beschließe dann doch, in die DNT-Hütte zu gehen. Außerdem brauche ich eh noch Schokolade aus dem Shop, meine vier Tafeln sind bereits vertilgt. Diese DNT-Hütte hat definitiv Charme, vermutlich eine der schönsten, die ich bisher gesehen habe in Norwegen. Obwohl ich meist das Zelt vorziehe, schaue ich mir doch die meisten Hütten mal von innen an. Dabei treffe ich auch immer mal wieder auf den gleichen Gebäudetyp. Aber dieses alte Holzhaus, aufpoliert, rustikal und zugleich modern, hat es mir wirklich angetan. Ich ziehe in ein Einzelzimmer und habe noch einige Gespräche mit dem ein oder anderen.

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Tag 6:

Am nächsten Morgen sitze ich bei Tisch und unterhalte mich mit einem Norweger, der auffallend wenig von skandinavischen Outdoormarken hält. Sein Urteil – es sei alles viel zu teuer. Das Zeug aus dem Süden sei mindestens genauso gut und dabei günstiger. In „Sattel und Lederwaren“ (Salewa) steht er vor mir. Wir bleiben an dem Thema hängen. In Norwegen ginge es immer zu sehr um das beste, tollste Equipment. Die meisten Leute brauchen das aber gar nicht, Recht hat er und seine beiden Kinder fordern nun wieder Papas Aufmerksamkeit.

Ich packe meine Sachen und ziehe in Richtung „Karvatn“ weiter. Die Sonne steht bereits am Himmel und wird mich auch diesen Tagen begleiten. Ich muss an uralten Steinmauern einen Abzweig nehmen und steige erneut auf. Rechts von mir rauscht ein Bach ins Tal und ich bin wieder für mich. Bis hier habe ich kaum eine Handvoll Leute auf dem Trail getroffen, zwar mag man mal an Hütten Leute treffen, aber dafür sind sie eben auch gemacht. „Karvatn“ ist mit dem Auto einfach zu erreichen. Nur deshalb gibt es dort die große privatbetriebene Unterkunft und zugleich noch eine DNT-Hütte.

trollheimen-innerdalyhytta-haupthaus

Immer weiter folge ich dem Weg nach oben, bis ich endlich an der Markierung bin, die besagt: höchster Punkt. Von hier kann ich bereits im Nordwesten einen weiteren großen See erkennen, aber mein Weg wird mich nach Nordosten führen. Ich laufe durch kleine Birkenwäldchen und der Indian Summer ist weiterhin mein treuer Begleiter. Immer mal wieder bücke ich mich, wenn ich Lust auf Blaubeeren habe. Obwohl ich sie bisher noch nie erwähnt habe, wird den meisten bekannt sein, das Zeug wächst hier wie Unkraut, überall. Nicht schlecht für mich und die Ausbeute ist gut. Hier wünsche ich mir einen Kamm, aber andererseits auch nur unnötiger Ballast.

Hin und wieder reichere ich mein Müsli oder Mittagessen mit gepflückten Blaubeeren an, aber meist ist es der schnelle Hunger auf dem Weg. Dem Trail weiter folgend, komme ich an der Straße heraus. Ein paar Kilometer muss ich von hier noch bis „Karvatn“. Links von mir liegen kleine Gehöfte, bei denen ich bezweifle, dass sie sich tatsächlich von der Ernte finanzieren können, alles viel zu klein. In „Karvatn“ angekommen, ist meine Entscheidung schnell gefällt. Irgendwie mag ich diesen kleinen Ort nicht, vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich der Meinung bin, dass ich bis hier eigentlich noch nicht wirklich gelaufen bin.

trollheimen-karvatn-wegweiser

Ich schaue aufs GPS und es zeigt 15 Kilometer an. So fühlt es sich auch an, kaum losgelaufen und schon am Ziel, also laufe ich weiter. Der kleine Ort ist recht bekannt für seinen Wasserfall und da es zwei Wege gibt, wähle ich die längere Route, um einen Abstecher zu machen. Der Hauptweg ist so zertrampelt, dass auch mir nichts anderes übrig bleibt, als durch Schlamm zu laufen. Angekommen am Wasserfall bin ich entzückt. Okay, vermutlich haben wir alle bereits größere gesehen, vielleicht auch schönere, aber für diese Gegend ist er doch recht imposant.  

Sein Wasser ist eiskalt, ich befülle meine Flasche und mache mich an den Aufstieg. Auch das floss in meine Überlegung mit ein. Dann hab ich den Aufstieg nicht morgen in der Früh. Oben angekommen, finde ich leider anfangs keinen guten Zeltplatz, was mich zum Weiterlaufen zwingt, bis ich ein nettes Plätzchen am Fluss finde. Das GPS zeigt nun 19,5 Kilometer an und etwas über 1.100 Höhenmeter. Nun bin ich der Meinung, dass mein Tag enden darf.

trollheimen-zeltplatz

Tag 7:

Das Wetter hat sich über Nacht geändert, zum ersten Mal seit Tagen öffne ich mein Zelt und habe keine Sonne. Graue Wolken bedecken den Himmel, aber nirgends sieht es nach Regen aus. Ich nehme mein übliches Frühstück zu mir und bin kurz danach abmarschbereit. Ich will bis zur „Trollheimshytta“ kommen. Vor drei Tagen hätte ich nicht gedacht, dass ich jemals hier oben ankommen würde. Der beschriebene Schmerz im Fuß hatte mich sogar ans Aufgeben denken lassen. Nun starte ich zur vorletzten Etappe. Wieder laufe ich durch typisches Fjell-Land. Anfangs folge ich dem Fluss, an dem ich nächtige, bis ich hinter einer Kuppe in ein weiteres Tal komme. Nach etwa einer Stunde erreiche ich eine kleine Hütte, die offen ist. Winzig klein verfügt sie über zwei bis drei Betten, einen kleinen Ofen und Tisch mit Stuhl. Kein Luxus, aber dennoch häufig in Gebrauch, wie es scheint.

trollheimen-huette

Zwar bin ich noch nicht lange unterwegs, aber wenn man schon die Möglichkeit hat, sich kurz, vollkommen windgeschützt auszuruhen, sage ich nicht Nein. Nun beginnt eines der traurigsten Kapitel jeder Tour. Ich krame in meinem Rucksack und hole ein Plastik-“Glas“ heraus. Der letzte Löffel wird entnommen und danach muss der Zeigefinger für den Rest herhalten. Kurz danach ist es geschehen, die Peanut Butter ist leer. L Mein treuer Begleiter auf allen Touren und wertvoller Lieferant von Proteinen und Fett hat sich immerhin bis Tag Sieben tapfer gehalten. Die letzten eineinhalb Tage muss ich nun ohne überleben. Irgendwie zieht sich das Gelände. Eine ausgemachte Hütte stellt sich dann leider nicht als „Trollheimshytta“ heraus, wäre auch viel zu kurz gewesen, aber ein wenig Enttäuschung schwingt innerlich mit. Vielleicht waren die letzten Tage auch doch etwas viel.

Das Rucksackgewicht ist stetig gesunken, eingelaufen bin ich schon lange, aber es zerrt am Körper, ihm doch nie das zu geben, was ich verbrauche. So trotte ich an diesem Tage etwas gelangweilt durch diese wunderschöne Landschaft. Vielleicht kann ich es auch nicht mehr richtig aufnehmen. Fjell ist eben Fjell und ich bin nun seit einer Woche draußen. Irgendwie schaltet das Hirn eben auf: „Kenn ich doch schon“. Aber auch das ist nur eine Theorie. Sumpfiges Gelände trägt auch nicht zu meiner Stimmung bei, es kostet die Kraft mehrerer Schritte, den Schuh aus dem Schlick zu ziehen, immer und immer wieder. Vergleichbares hatte ich bisher noch nicht in den letzten Tagen. Nach einigen Stunden erreiche ich endlich mein Tagesziel. Auch hier ist bereits alles verschlossen, aber eine norwegische Familie nutzt die kleinere der Hütten für Ausflüge. Ein Glück für mich, denn ich habe keinen DNT-Schlüssel.

trollheimen-trollheimshytta

Dazu muss man wissen, dass nicht alle Hütten verschlossen sind. Vorab kann man sich beim DNT oder der Website www.ut.no darüber informieren. Aus Sicherheitsgründen sind alle weiter entfernten Hütten in der Regel offen. So kann sie jeder in Notsituationen benutzen. Bei Hütten, die meist nur eine Tageswanderung von Straßen entfernt liegen, braucht man dagegen einen DNT-Schlüssel. Dieser ist FAST in ganz Norwegen der gleiche. Es gibt jedoch ganz vereinzelt lokale Hütten, die anderen Organisationen gehören, aber dennoch unter dem Dachverband des DNT laufen. Diese haben mitunter auch mal ein anderes Schloss.

Zurück zur Familie, durch sie gelange ich in die Hütte, um erneut meine Schokolade aufzufüllen. Ein furchtbares Laster, aber immerhin vertilge ich diese zu Hause nur in Kleinstmengen. Hier draußen gilt jedoch, Masse statt Klasse.

Weil mir das Areal hier nun doch nicht sonderlich zusagt, beschließe ich erneut, weiterzuziehen und finde nach einigen Kilometern einen brauchbaren Platz. Außerdem verkürze ich so meine letzte Etappe am nächsten Tag. Knapp 27 Kilometer bin ich heute gelaufen, es wird Zeit fürs Bett.

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Tag 8:

Wieder wache ich zu einem grauen Himmel auf und beginne mein Frühstück. Der große See, an dem ich mein Nachtlager aufgeschlagen habe, ist spiegelglatt, es bewegt sich kein Lüftchen und mir kommt es schon fast stickig vor. Mein Ziel lautet „Rindal“, das kleine Örtchen, in dem am nächsten Morgen mein Bus nach Trondheim fahren wird. Mein Zelt packt sich schon automatisch zusammen und schnell geht es los. Schon recht früh begehe ich einen erneuten Fehler: Irgendwie hab ich es hier nicht so mit den Kreuzungen. Allerdings fällt mir der Fehler erst spät auf. Ich hatte immer darauf gewartet, wann sich der Weg spalten würde und ich hoch über ein kleines Plateau muss. Den Abzweig habe ich aber übersehen.

Wieder entscheide ich mich für cross-country, aber diesen Fehler lassen mich meine Oberschenkel spüren. Es geht einige Zeit stupide rechts hoch. Dabei versuche ich, dem Bach zu folgen, der von oben herab fließt, er bringt mich automatisch auf die richtige Route. Überall sammelt sich allerdings Wasser, die Kurven, die ich stetig laufen muss, verlängern den Weg um ein Vielfaches. Da muss ich dann auch mal wieder über mich selbst fluchen. Läuft aber alles unter Konditionstraining, rede ich mir zumindest ein. Auf dem richtigen Trek angekommen, sehe ich in der Ferne Regen auf mich zukommen, die Windrichtung lässt nichts Gutes erahnen und so ziehe ich mich um.

trollheimen-nach-rindal

Nach einiger Zeit wird dann aber klar, dass meine Vorsorge doch eine wenig voreilig war. Der Regen zieht eher nach Osten hin ab. Weit weit vor mir kann ich bereits Rindal erkennen.  Aber noch immer ein ordentliches Stück. Das Schild mit der Nationalparkgrenze taucht auf, auch Trollheimen habe ich damit durchquert. Nach einiger Zeit wandelt sich der Pfad zu einem Forstwirtschaftsweg, dem ich nun folgen muss. In Schlangenlinien geht es durch Nadelwald und die Dämmerung hat längst eingesetzt. „Rindal“ erreiche ich erneut in Dunkelheit.

Ich meide die DNT-Hütte, da sie mir zu weit von der Straße liegt, und laufe hinab in den Ort. Nach einigem Hin und Her finde ich eine kleine Pension gleich gegenüber der ersten Busstation des Ortes. Da der Betreiber um die Uhrzeit nicht mehr da ist, schlendere ich zu den Nachbarn hinüber. Diese bemerkten mich schon und kommen fragend auf mich zu, was ich denn dort draußen so treibe. Deren osteuropäischer Akzent bleibt nicht verborgen, dafür ist er zu stark, aber die nette Frau ruft ihren Mann an. Denn dieser betreibt die Pension. Nach ein paar Minuten trifft dieser ein und fragt mich, wo ich nächtigen will. Neuer oder alter Bereich? Na der alte tut es auch und kostet weniger.

Derzeit wird überall umgebaut, aufgewertet. Wie es scheint haben diese Einwanderer es geschafft. Nebenan haben sie noch ein schönes großes Haus für sich und ihre Kinder. Bei der Bezahlung fragt er mich, woher ich komme, kurz erkläre ich ihm meine Route und er legt noch zwei Schokoriegel oben drauf, „geht aufs Haus“. Er zeigt mir mein Zimmer und ich ziehe mich um und trotte Richtung Dusche. Die längste Dusche ist immer die, direkt nach der Tour. Jede Körperstelle wird mehrfach geschrubbt. Danach esse ich noch einen Happen und gehe schlafen.

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Tag 9:

Am Morgen sitze ich mit zwei Norwegern am Tisch und sie fragen mich, ob ich Nordlichter gesehen hätte. Wie, ich? Fast 30 Touren hier oben und noch immer keine gesehen. Dabei sei viel zu sehen gewesen. Sogar im Fernsehen wurde über die guten Verhältnisse berichtet. Ich hoffe, dass es einfach irgendwo anders war und nicht in meinem Gebiet. Kurz danach holt einer eine Flasche Hochprozentiges hervor und wir stoßen gemeinsam an, zum Frühstück. Nebenbei checke ich nochmals die Abfahrtzeiten meines Buses, WLAN. Es gibt noch einen früheren Bus, aber dieser fährt in zehn Minuten ab. Geschwind eile ich ins Zimmer, werfe alles in den Rucksack und bin raus. Nur noch eben über die kleine Brücke und ich bin an der Bushaltestelle, drei Minuten später kommt der Bus auf die Minute genau. Ich steige ein und bin somit zwei Stunden früher in Trondheim.

Dort angekommen, checke ich erneut ins YHA ein. Ein weiterer Termin ist vorgemerkt, erneut muss ich am Nachmittag zum „SuperHero Burger“. Kurz danach schlendere ich nur noch durch die Stadt und bin gegen 20:00 Uhr im Hostel. Dort lerne ich einen kleinen Chinesen und einen bärtigen Australier kennen. Wie gewohnt sagt der Chinese erst mal nichts. Wir haben zwar denselben Flug, aber viel mehr bekommt man aus ihm nicht heraus. Der bärtige Australier dagegen ist auf einer mehrmonatigen Europatour. Wie ich erfahre, würde er gern hier arbeiten. Da die Chinesen keinen so großen Hunger mehr auf Rohstoffe verspüren, werden in Australien manche Minen auf Effizienz getrimmt, das kostet Arbeitsplätze und ihn hat es erwischt. Durch seine technische Ausbildung wird es aber ein Leichtes für ihn sein, einen Job zu finden.

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Wir reden fast zwei Stunden, dann muss er in eine Heavy-Metall-Kneipe, die es hier geben soll. Da mein Flug schon um 7:00 Uhr geht, muss ich entsprechend früh aufstehen. Mit dem Chinesen zusammen verlasse ich das Hostel und er ist wie ausgewechselt. Er spricht, freiwillig! Es sind interessante Aspekte, die er ausspricht. Ich selbst war immer der Meinung, dass sich China zwangsläufig ändern muss. Erst kommt das Fressen, dann die Freiheit. Soll heißen: erst der Konsum, den die Chinesen gern frönen, aber irgendwann kommt der Wunsch nach Selbstbestimmung. Seiner Meinung nach bin ich auf dem Holzweg. Chinesen seien anders, selbst wenn sie einen gewissen Grad an Reichtum erlangt haben, stoppen sie nicht, sie wollen weiterhin mehr. Vielleicht hat er damit Recht. Andere Länder, andere Sitten, aber die immer wieder auftretenden Unruhen, die bloß nicht ins Ausland dringen sollen, zeigen dann doch ein anderes Bild.

Die Fahrt zum Flughafen läuft wie immer problemlos, ich nehme meinen Flieger und bin 8:30 Uhr in Berlin. Den Tag verbringe ich mit Wäsche waschen und dem Säubern der Ausrüstung. Am Abend ist alles getrocknet, verpackt, gesäubert und eingefettet. Es sieht aus, als wäre ich nie weg gewesen…

Zu Teil 1 – Durch Dovrefjell und Trollheimen

GPS-Daten Dovrefjell und Trollheimen