La Sportiva – Crossover 2

Testbericht - La Sportiva Crossover 2 GTX beim Trekking

Gewicht sparen und trotzdem sicher im Gelände unterwegs sein, ich hatte schon viel probiert und trage auch im Alltag nur Trailrunner, warum nicht den Crossover beim Trekking?

Eigentlich als Trailrunningschuh für mieses Wetter entworfen, kann dieser Schuh noch deutlich mehr. Nachdem meinen kleinen Zehen übel mitgespielt wurde, durch den ALFA Ogge, der für mich einfach viel zu eng war, konnte ich durch einen glücklichen Zufall in Svolvær den La Sportiva Crossover im Sale ergattern. Da ich auf der Sarek-Tour ordentlich gelitten habe, war mir gar nicht klar, wie ich auf den Lofoten klarkommen soll. Noch über eine Woche in nicht wirklich passenden Schuhen umherlaufen und die Schmerzen in Kauf nehmen?

Ich wollte den La-Sportiva-Vertreter anschreiben, damit ich wenigstens für meine Island-Tour den Crossover testen kann, aber so war das noch viel besser. Manchmal muss man einfach Glück haben.

Der Crossover auf dem Svolværgeita, Lofoten, Norwegen

Konzeption

Der Crossover ist im Prinzip ein Trailschuh mit integrierter Gamasche. Das erste Mal testete ich den Schuh gleich einen Tag später bei der “Besteigung” des Svolværgeita. Aufgestiegen bin ich noch in meinen La Sportiva Bushido, abwärts ging es dann mit dem neuen Crossover.

Da der Aufstieg bereits etwas matschig war, habe ich es zwar ein wenig bereut, aber auch der Bushido sollte sich auf diesen Wegen mal zeigen. Ich muss aber zugeben, dass ich solche Wege schon mehrfach in diesem Schuh bestiegen habe und sehr zufrieden bin. Leider habe ich damals immer vergessen, Bilder zu knipsen. Das konnte ich nun nachholen.

Auf dem Svolværgeita tauschte ich also meine Schuhe und es ging wieder nach unten. Mit neuen Schuhen im steilen Gelände ist das immer so eine Sache. Innerlich vertraut man dem “Neuen” noch nicht so sehr.

Ein "normaler" Schuh mir einer Gamasche bis über den Knöchel

Natürlich musste ich kurze Zeit später nachschnüren, aber wer muss das bei Wanderschuhen nicht? Der Wechsel vom klassischen Hanwag Alaska zum ALFA Ogge fiel mir gar nicht so leicht. Allerdings versuche ich schon seit geraumer Zeit, noch leichter zu werden. Schon auf der Outdoor sprach ich mit dem La-Sportiva-Vertreter über die Fähigkeiten des Crossover und seiner Meinung nach seien diese auch trekkingtauglich.

Der kleine Test am Svolværgeita verlief ohne jegliche Probleme. Die Schuhe hielten alles ab, aber ich merkte den zusätzlichen Stoffbezug in Form von Wärme. Es heizt sich schon sehr darin auf, keine Frage. Ich hatte aber auch das Pech, Temperaturen bis zu 25 °C auf den Lofoten zu haben. Dabei beträgt die Durchschnittstemperatur lediglich 14 °C. Wie es schien, wurde das diesen Juli damit definitiv nichts mehr, es war viel zu warm hier!

Das Profil ist tiefer als das des Bushido, der Crossover braucht weiches Terrain in das er greifen kann.

Der Crossover braucht Dreck

Das Profil des Crossover erinnert mich stark an den Bushido – der von mir am meisten genutzte Schuh. Jedoch ist es noch tiefer, grober, gar aggressiver angesetzt. Dieses Profil braucht Dreck und Erde unter sich, um richtig arbeiten zu können. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass sich dies auf Steinen auch negativ auswirken kann. Denn dort kann das Profil deutlich weniger Fläche aufbringen. So muss genau darauf geachtet werden, dass bei steileren Steinen auch die Fußfläche angepasst werden muss, sonst rutscht man garantiert weg.

Heute bin ich z. B. vom Horseid-Beach zum Kvalvika-Beach gelaufen und hatte dabei so ziemlich jedes erdenkliche Wetter. Anfangs Regen, auch beim Aufstieg, überall nasses Gras, Schlamm und große Steine. Abgerutscht bin ich genau einmal und zum Glück auch nicht weiter tragisch, aber die 21 kg auf dem Rücken warten nicht. Es drückt dich sofort nach unten und wer diese Wucht noch nicht kennt, sollte auch mit solchen Schuhen vorsichtig sein.

Der Crossover hält, was die Membran verspricht.

Nichts für Anfänger, die nur auf das Gewicht achten

Denn das bringt uns zum Umknickverhalten. Für gewöhnlich treten erfahrene Läufer und Wanderer sofort nach. Wenn ich merke, dass ich wegknicke, gehe ich mit dem anderen Bein sofort in die Knie und trete mit dem anderen Fuß sofort nach. Damit gewährleiste ich wieder einen sicheren Stand und verhindere Verletzungen.

Kann man das trainieren? Natürlich kann man das – aber es dauert. Ich selbst bin auch schon Jahre unterwegs und habe mit den klassischen schweren Schuhen begonnen. Hat man aber genug Erfahrung gesammelt, lohnt sich der Umstieg. Bei mir hat das viel zu lange gedauert. Obwohl ich beim Laufen schon lange Trailrunner von Brooks genutzt habe und im Alltag auf La Sportiva kam.

Brooks änderte einst den Cascadia recht stark ab und seitdem musste ich mir einen anderen Schuh suchen, so landete ich beim Bushido von La Sportiva, von dem ich bisher etwa 5 Versionen getragen habe oder noch trage. Kurzzeitig kam noch der Raptor hinzu, aber die Dämpfung erachte ich als völlig übertrieben.

Hier bin ich auf dem Weg zum Horside-Beach.

Endlich zurück zu Crossover. Heute lief ich ca. 5 Stunden am Stück, bis ich mich zu einer Pause entschlossen habe. Bis dahin fühlten sich meine Füße schon etwas feucht an. Dazu muss man wissen, dass auch eine Goretex Membran irgendwann den Geist aufgibt. Wer viel im Fjell unterwegs ist, ständig an Gras reibt oder etwas im Schlamm steht, setzt der Membran ordentlich zu. Dadurch kann es passieren, dass auch ein neuer Goretex Schuh nach einem Tag Tortur Wasser nicht mehr abhalten kann.

Trocknen nicht vergessen

Bei mir war es heute hauptsächlich der Schweiß. Denn einige Areale waren furchtbar anstrengend und ich kam entsprechend ins Schwitzen. Durch die vielen schlammigen Stellen wurde die Gamasche aber ständig von außen zusätzlich in Anspruch genommen. All das führte letztlich dazu, dass meine Füße zwar von außen trocken blieben, durch das Schwitzen jedoch feucht waren.

Die Lösung dafür ist denkbar einfach. Ich hätte schon viel früher pausieren sollen, um Schuhe und Socken entsprechend zu trocknen. Das Gefühl nach dem Loslaufen mit trockenen Füßen ist wunderbar.

Auslüften und trocknen lassen, mach ich eigentlich immer, wenn es das Wetter zulässt.

Viele Leute meiden dies noch immer, meist mit der Begründung, sie würden dann nicht mehr in den Schuh kommen. Mal ehrlich, welche Füße quellen von ein bisschen Wandern denn so stark auf? Der einzige mir bekannte Grund, dies zu unterlassen, ist ein verstauchter oder angeknackster Knöchel. Dann wird der Schuh meist bombenfest an den Fuß geschnürt, um diesen zu stabilisieren. Alle anderen können ihre Schuhe ausziehen, wie sie wollen. Eure Füße danken es euch!

Nach den ersten 2 Tagen hat der Crossover alles erfüllt, was ich mir gewünscht habe. Meinen Zehen geht es deutlich besser und sie werden nicht im geringsten gequetscht. Die Schuhe sind irre leicht, wasserdicht und geben einen tollen Grip im Gelände. Bei Steinen muss man etwas vorsichtiger sein, aber auch das hat man schnell raus. Der Umstieg lohnt vor allem für Läufer und erfahrene Wanderer, denn sie haben bereits die praktische Erfahrung im Fuß.

Nach 5 Tagen Trekking über die Lofoten, sieht noch ziemlich gut aus.

Knackpunkt: Spitze

Gibt es auch Negatives? Bisher kann ich leider nicht mit einem Langzeittest dienen. Was mir aber schon auffällt, ist, dass die Spitze des Bushido anfällig dafür ist, sich zu lösen. Das liegt einfach an der Konstruktion. Vorn läuft sie eng zusammen. Diese Stelle ist recht anfällig dafür, dass man mit dem Schuh auch mal hängen bleibt. Bei mir war ab Tag 2 eine leichte Ablösung zu erkennen.

Lösung: Zu Hause einfach mit Freesole kleben. Denn das ist in meinen Augen kein Mangel, sondern schlicht Abnutzung. La Sportiva sollte die Sohle vorne breiter auslaufen lassen und vielleicht noch einen Tick höher ziehen. Das sollte dem Problem deutlich entgegenwirken.

Alle anderen Wanderschuhe haben, wenn der Geröllschutz zu klein geraten ist, oft das gleiche Problem. Das würde den Schuh etwas schwerer werden lassen, aber zu einem Hanwag Alaska sind es noch immer Welten!

Wenn das Wetter sehr schön ist, stört die “Außen”gamasche ziemlich beim Abdampfen. Je wärmer es draußen ist, desto weniger geht durch die Goretex Membran. Meine Tragevariante für solche Tage habe ich an Tag 3 gefunden.

Gamasche offen lassen und den Spanner unter die Schnürsenkel klemmen.

Damit die Gamasche nicht ständig auf den Boden stößt, klemme ich den Kordelzug unter die Schnürsenkel. So kann ich den Reißverschluss offen lassen und etwas besser durchlüften. Dies sollte aber auch nur bei besseren Wegen gemacht werden. Läuft man weiterhin viel durch Gras und Gestrüpp, sammelt man sehr viel Kleinkram ein, der zwischen Schuh und Gamasche steckt.